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Ein Projekt, das Leben rettet

Noch immer werden zu wenige Kinder gegen Humane Papillomviren (HPV) geimpft. Ein Modellprojekt in Hessen möchte das ändern und organisiert freiwillige Impftage in Grundschulen.

An Gebärmutterhalskrebs erkranken allein in Deutschland jährlich etwa 5.000 Frauen; fast 1.600 sterben daran. Zudem müssen bundesweit mehr als 90.000 Frauen pro Jahr operiert werden, um Vorstufen dieser Krebsart zu entfernen. Vielen Frauen könnte dieses Schicksal künftig erspart bleiben, wenn sie rechtzeitig gegen Humane Papillomviren (HPV) geimpft würden. Sie sind nämlich der Hauptauslöser für Gebärmutterhalskrebs.

Obwohl wissenschaftliche Studien überzeugen und Kostenübernahmeregelungen durch die gesetzlichen Krankenkassen bestehen, ist die HPV-Impfrate in Deutschland ziemlich gering. Nur jedes dritte Mädchen wird vollständig geimpft, in Hessen ist es sogar nur jedes fünfte. Diese problematische Impfsituation veranlasste den gemeinnützigen Verein Gesundheitsnetz Rhein-Neckar e.V. aus Mannheim zusammen mit seinen Unterstützern zum Handeln: 2015 startete an sechs Pilotschulen im Kreis Bergstraße, Südhessen, ein HPV-Impfprojekt. Langfristiges Ziel des Projektes ist eine Verdopplung der HPV-Impfrate innerhalb der nächsten 10 Jahre in Deutschland. Das würde allein in der Rhein-Neckar-Region rund 200 Leben retten, 600 Krebsneuerkrankungen verhindern und mehr als 10.000 Operationen vermeiden.

Die Leistungen des Projektteams basieren auf den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission am Robert-Koch-Institut. Die Kommission ist bei Ärzten, Krankenkassen und Fachverbänden gleichermaßen anerkannt. Die Impfung wird für alle Mädchen im Alter von neun bis 14 Jahren empfohlen. Auch danach ist die Impfung zugelassen und macht Sinn.

„Je früher die Impfung erfolgt, desto besser ist der Schutz, da das Risiko, sich mit HPV zu infizieren mit zunehmendem Alter steigt. Die Impftage sind ein Angebot. Wir möchten Eltern die Gelegenheit geben, ihre Kinder wirkungsvoll vor einer schweren Krankheit zu schützen. Jeder kann und sollte frei entscheiden, ob er dieses Angebot in Anspruch nimmt“, erklärt Dr. Claus Köster, Gründungsmitglied und Präsident des Gesundheitsnetzes Rhein-Neckar e.V.

Das Modellprojekt setzt bei Grundschülerinnen in der 4. Klasse an. Bei Elternabenden zu Beginn des neuen Schuljahres informieren Fachärzte ausführlich über die Impfung und beantworten alle Fragen zur Wirksamkeit und möglichen Risiken. Über die Informationsabende hinaus wird eine telefonische Impfberatung durch das Gesundheitsamt Kreis Bergstraße angeboten. Interessierte Eltern können ihre Töchter anschließend an einem Impftag in der Schule von einem der beteiligten Ärzte impfen lassen. Vorgesehen sind zwei Impftermine: Die erste Impfdosis wird im November verabreicht, die zweite folgt sechs Monate später im Mai. Sollte das Kind an diesen Terminen nicht gesund und damit nicht impffähig sein, kann die Impfung in einer Arztpraxis nachgeholt werden.

Der Erfolg des Projekts zeichnet sich deutlich ab: „Die ersten Ergebnisse und Auswertungen, die gemeinsam mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum erstellt wurden, sind sehr positiv und veranlassen uns dazu, unser Projekt unbedingt auszubauen. Ziel ist die landes- und zukünftig bundesweite Umsetzung der freiwilligen Schulimpfung“, erklärt Dr. Claus Köster.

Weitere Informationen zur HPV-Schutzimpfung und zum Projekt finden Sie im Internet unter www.ja-ich-auch.de.